Abt Dr. Stoffels fordert mehr Miteinander
Eigenwohl und Gemeinwohl bedingen einander
Ohne Eigenwohl kein Gemeinwohl und umgekehrt; Ohne unternehmerisches Han-deln kein Sozialstaat und ohne Sozialstaat kein Unternehmertum. Eigenwohl und Gemeinwohl bedingen einander gegenseitig. Beide haben ihre Berechtigung. Sie sind Voraussetzungen des Sozialstaates. Allerdings muss es gelingen, die Balance zwischen Eigenwohl und Gemeinwohl in der Gesellschaft des 21. Jahrhunderts zu halten. Dies erklärte Benediktiner-Abt Dr. Stoffels vom Kloster Neresheim auf der ordentlichen Frühjahrsvollversammlung der Handwerkskammer Ulm in Ãœberlingen. Als Gastredner sprach er vor den 39 Mitgliedern der Vollversammlung zum Thema „Personale Qualitäten für das 21. Jahrhundert“.
Begrüßt und willkommen geheißen wurde er von Präsident Horst Schurr, der die Vollversammlung leitete und Hauptgeschäftsführer Hermann Stangier von der Handwerkskammer Ulm. Im Zentrum der Beratungen standen die Vorlagen der Jahresrechnung 2001 und Beschlüsse über das Bauvorhaben für das Kompetenzzentrum „Akademie für Gestaltung im Handwerk“, die Renovierung des Lehrlingsinternates der Handwerkskammer Ulm sowie Gutachten über den Bauzustand des Verwaltungsgebäudes der Handwerkskammer Ulm.
Achtung und Ehrfurcht für den Nächsten
Dem Kirchenvertreter Abt Dr. Stoffels gelang es, vor den Unternehmern und Arbeitnehmern des Handwerks in seinem Vortrag in außerordentlich ansprechender geglückter Weise und rhetorisch brillant die „Kanzel“ zu verlassen und einen weltlichen alle nachdenklich stimmenden Vortrag zu halten. Ausgehend von den Ordensregeln des Heiligen Benedikt interpretierte und analysierte er heutiges Handeln in der Staatengemeinschaft und zwischen den Menschen. Abschließend rief er jeden auf, immer wieder im täglichen Handeln zu versuchen, den anderen Menschen wohlwollende Offenheit entgegen zu bringen. Abt Dr. Stoffels: „Personale Qualitäten, personale Werte für das 21. Jahrhundert können nur gedeihen und gelingen, wenn in der sich schnell ändernden Welt Ehrfurcht voreinander, Hilfsbereitschaft und Gerechtigkeit das Handeln bestimmen.“
So können die Regeln des Heiligen Benedikt auch heute noch Kanon und Richtschnur sein in Bezug auf die multikulturelle Gesellschaft, den Nord-Süd-Dialog, für internationale Beziehungen, Tarifkonflikte, politisches und unternehmerisches Handeln sowie für die Familie. „An der multikulturellen Gesellschaft geht kein Weg vorbei. Deutschland ist ohne multikulturelle Gesellschaft nicht denkbar. Klare Aus-sagen zur Einwanderung von Seiten des Staates sind daher unabdingbar und notwendig!“ Im Zentrum seiner Darlegungen und Interpretationen auf die heutige Gesellschaft standen dabei folgende Regeln des Heiligen Benedikts:
1. Einander in gegenseitiger Achtung zuvorkommen, denn Achtung schafft Beziehung.
2. Tragfähig und belastbar sein. Wer trägt, ist auch ertragbar und ertragenswert.
3. Selbstsucht macht blind. Keiner achte nur auf das eigene Wohl, sondern mehr und mehr auf das Wohl des anderen.
4. Sie sollen wohlwollende Offenheit füreinander zeigen, was Zubilligung des Menschseins und Liebe bedeutet.
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