Illegaler Holzhandel mit Russland boomt weiter, kann aber ab sofort dank neuer Methode zur Rückverfolgung von Holz effektiv bekämpft werden.
Fast ein Drittel des in Nordwest-Russland verarbeiteten und exportierten Holzes stammt aus unklaren Quellen. Der WWF hat nun den Holzhandel zwischen deutschen Holzgroßhändlern und Lieferanten aus Nordwest-Russland untersucht. Das Ergebnis der WWF-Studie ist alarmierend: Viele Unternehmen haben eine kaum überschaubare Beschaffungsstruktur mit zum Teil unbekannten Lieferanten. Manche Unternehmen machten auf Anfrage des WWF überhaupt keine Angaben zur Herkunft des Holzes oder zu den Zulieferern. „Der Gipfel war, als uns ein Unternehmen einen angeblichen Holz-Lieferanten nannte, der sich später als Unternehmen der Lebensmittelbranche entpuppte“, ärgert sich WWF-Forstexperte Johannes Zahnen über die mangelnde Transparenz. Fazit: Nur wenige deutsche Firmen können lückenlos nachweisen, woher das von ihnen zu Papier, Zellstoff oder Schnittholz verarbeitete Holz kommt. Die Gefahr, dass illegal geschlagenes Holz aus schützenswerten Wäldern Russlands in Deutschland
landet, ist nach Einschätzung des WWF demnach sehr groß. Holzhandel ist eine lukrative Einnahmequelle für die russische Mafia. Mangelnde Kontrollen und die Korruption der lokalen Behörden machen es Schmugglern leicht, wertvolle Urwälder skrupellos zu zerstören. Mit rund 774 Millionen Hektar bilden die russischen Wälder etwa ein Fünftel der weltweiten Waldflächen.
„Was sich in Russlands Wäldern abspielt, kann man mit der Piraterie auf See vergleichen. Die Importeure von russischem Holz wissen das und müssen endlich etwas tun, um den Markt für illegales Holz und Holz aus Urwäldern auszutrocknen“, fordert Johannes Zahnen. Der Forstexperte setzt sich seit mehreren Jahren dafür ein, dass die Unternehmen ihren Beschaffungsmarkt genau durchleuchten. Zahnen: „In Deutschland darf es keinen Platz mehr für Schmuggelware geben.“ Ziel müsse es sein, nur noch mit Holz zu handeln, das nach den Kriterien des Forest Stewardship Council (FSC) zertifiziert ist. Der FSC steht nach Einschätzung des WWF für das derzeit einzige internationale Zertifizierungssystem, dessen Vorgaben eine umweltverträgliche und sozial verantwortliche Nutzung der Wälder garantieren. Ziel des FSC ist es, unter anderem dem Handel mit illegalem Holz entgegenzuwirken. Neben vorbeugenden Maßnahmen setzt der WWF ab sofort auf eine Methode, die Aufschluss über die Herkunft des Holzes
gibt. Mit dieser wurden bereits erfolgreich Betrügereien im Lebensmittelbereich aufgedeckt und geahndet: Anhand der Isotopenzusammensetzung des Holzes schließt das Labor AgroIsoLab aus Jülich bestimmte Regionen als Herkunftsland aus. Sollten Unternehmen künftig behaupten, ihr Holz stamme nicht aus Russland, sondern aus einer Region, in der illegaler Holzeinschlag weniger verbreitet ist, kann der WWF dies mit absoluter Sicherheit widerlegen. Bislang mussten sich Umweltschützer, die Licht ins Dunkel des Holzhandels bringen wollten, auf die Aussagen der Unternehmen verlassen. Damit ist jetzt Schluss. Der WWF hofft, dass sich auch andere bald des neuen Instruments bedienen. Zahnen: „Firmen werden gezwungen sein, ihr Holz sauber zu deklarieren, wenn sie eine weiße Weste nachweisen wollen.“
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